Im Jahre 1800 trat der erste Lehrer Franz Göttmann, ein Schuster, seinen Dienst an, um die Seidenbucher Kinder zu unterrichten. Da damals noch keine Schule vorhanden war, fand der Unterricht für die meist katholischen Kinder in privaten „Schullokalen“, die der Lehrer neben der Heizung selbst stellen musste, statt. Evangelische Kinder mussten in Glattbach zur Schule gehen.
Trotz Gehalt, Schulzuschüssen der Gemeinde Seidenbuch und dem großherzoglichen Schulverbesserungsfond sowie dem Schulstubenzins (Schulgeld), das jedes Kind zahlen musste, wechselten die Lehrer und Schullokale in Seidenbuch sehr häufig.
Am 29. April 1875 wurde per Erlass aus Darmstadt beschlossen, die katholische Schule in Seidenbuch aufzuheben und stattdessen eine gemeinsame Schule zu errichten.
Um dem ständigen Lehrerwechsel ein Ende zu bereiten und auch verheirateten Lehrern die Möglichkeit zu geben, längere Zeit in Seidenbuch zu wohnen und zu wirken, blieb der armen Gemeinde keine Wahl, sie musste Geld aufnehmen und ein modernes Schulhaus bauen. Im März 1889 waren die Angebote eingegangen, den Zuschlag erhielten ansässige Handwerker.
Das stattliche Gebäude hat 80 Jahre seinem Zweck gedient. Das anfangs flachere Dach wurde später durch das heutige ersetzt. Die Gemeinde hat noch nach dem Ersten Weltkrieg an den Schulden abgetragen, die ihr durch diesen Neubau verursacht wurden. Sie hat kein Opfer gescheut, um die Schulverhältnisse nachhaltig zu verbessern
Heute können Kinder aus Seidenbuch die Grundschule in Lindenfels oder in Gadernheim besuchen. Das Seidenbucher Schulhaus beherbergt heute eine kleine Bibliothek und ein kleines Museum, das die Geschichte von Seidenbuch erzählt.